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Rund um Khorinis #14
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05.12.2003, 21:07 #151
Sir Iwein
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"He, wo hast du das Schwert her? Naja, auch egal. Ist ja wirklich saukalt hier draußen", murmelte Iwein bibbernd zu Long gewandt und schlug sich den Mantel noch fester um den Körper, während die beiden das Osttor durchschritten, vorbei an den Wachen, die den beiden Soldaten kritische Blicke zuwarfen, aber aufgrund Longbow´s Rang keine Einwände hervorbringen wollten. War auch besser für sie.

"So", meinte Iwein, als sie sich ein wenig vom Tor entfernt haben. "Wo soll´s hingehen? Die Welt steht uns offen und wir haben ´ne Menge Alkohol dabei." Der Milizsoldat grinste zu seinem alten Freund hinüber. Das Jagdfieber war in ihnen erwacht.
"Wir gehen erstmal Richtung Onars Hof, ich hab keine Lust auf die Gegend hinterm Leuchtturm", schlug Long vor. Iwein nickte stumm und stapfte dann voran, durch den kleinen Wald den steilen Weg hinauf zur Taverne.

Dunkelheit lag über dem Land, nur das spärliche Mondlicht, das durch die kahlen Zweige fiel, erhellte ihnen den Weg. Die Bäume wiegten sich sanft im eisigen Nachtwind und schüttelten ihr Blattwerk, scheinbar vor Kälte.
Auf ihrem ganzen Weg bis zu Akils Hof begegneten die beiden weder Mensch noch Tier. Kein Wesen hatte sich bei dieser Kälte hervorgewagt, und auch die beiden Soldaten froren nun heftig. "Long, wird Zeit für ´nen Schluck Bier. Aber den Schnaps sparen wir uns für später auf, wird sicher noch kälter."

Triumphierend holte der Ritter zwei Bierflaschen hervor, die beiden stießen an und ließen den guten Tropfen die Kehlen hinunterrinnen. Da wurde einem warm ums Herz! "So, und nun? Erstmal in die Taverne? Ist sicher gut gefüllt der Laden. Oder gleich jagen? Mir ist´s gleich."
05.12.2003, 21:19 #152
Longbow
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„Schon wieder in die Taverne? Kommen doch gerade erst aus einer. Erstmal müssen wir Jagen, am besten sogar…tja, was kannst du denn alles jagen?“
„Taurodir nannte mich bereits Meister!“
„Taurodir also? Hattest bei ihm unterricht?“
„Ja, du etwa auch?“
„Ausbildung hatte ich bei Khorûl aus dem Sumpf, bei Taurodir jedoch die Meisterprüfung abgelegt.“
„Ach, ja. Aber wieso…“
„Psssttt! Da vorne, siehst du das Tier?“
„Schon, ein Waran.“
„Ja, das wird unser erstes Opfer.“
„Aber pass auf, da sind noch drei links und rechts von dem!“
„Egal, ich komme von rechts und du schießt ein paar Pfeile los. Ich werde dann losrennen, sobald der erste Pfeil unterwegs ist.“
Long zog leise sein neues, verrostetes Schwert, das so schlecht in der Hand lag wie, wie…äh…ach egal, und lief in Position, wartend bis Iwein schoss.
05.12.2003, 21:29 #153
Sir Iwein
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So lautlos er konnte legte Iwein den Pfeil auf die Sehne und hob den Bogen. Aus dem Augenwinkel warf er noch einen Blick hinüber zu Long, der sich bereits im Schatten eines einzelnen Baumes in Position begab, der Rost an seinem Schwert funkelte hellrot im senkrecht einfallenden Mondlicht. Dann zog Iwein den Bogen aus und visierte einen der Warane an. Die Schuppen auf seiner rauen, dicken Haut glänzten hässlich grün. Hoffentlich besaß der Bogen genug Durchschlagskraft, um diese Haut zu durchdringen. Der Milizsoldat ließ die Sehne los und der Pfeil schwirrte davon, in die Dunkelheit, auf den Waran zu. Sekundenbruchteile später grunzte das Biest laut auf, grünes Blut spritzte aus seiner Haut hervor und er klappte zusammen. Einen Moment herrschte Stille, dann ein weiteres Grunzen und vier oder fünf weitere Warane brachen wütend aus dem Dunkel der nahen Büsche hervor, auf Iwein zu, der nun recht alleine dastand, mitten auf der Wiese, und hastig einen zweiten Pfeil einlegte. In diesem Moment stürmte Long hervor. "Verschaff mir Zeit, nur ein bisschen!", presste Iwein zwischen den Lippen hervor und visierte ein zweites Mal sein Ziel an. Auf ihren kurzen Beinen waren diese Reptiliten dennoch erstaunlich schnell und es war verdammt schwer für den Milizsoldaten, auf sie zu zielen. Doch Long war ein hartnäckiger Kämpfer. Hoffentlich konnte er die Biester noch eine Weile von Iwein fernhalten.
05.12.2003, 21:56 #154
Longbow
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Als der erste Pfeil angeflogen kam, rannte der Hauptmann sofort los und wütete in der Gruppe der Warans. Es waren bei weitem mehr, als er angenommen hatte, doch sollten sie dennoch kein Problem darstellen. Mit dem neuen, alten Schwert schlug er auf das erste ein und erwartete eigentlich, dass es jauchzend zu Boden sackte, doch das verrostete Schwert konnte keine tiefe Wunde durch den schwachen Panzer des Warans schlagen.
„Ach du Scheiße!“
Zwei Warans liefen weiter auf Iwein zu, zwei weitere auf ihn. An seiner Rüstung werden sie wohl höchstens knabbern können, aber selbst das war schon zu viel. Konnte doch nicht sein, dass er mit diesem Schwert keinen Waranpanzer durchbrechen konnte. Was hatte Yerodin noch während der Ausbildung gesagt? Größtenteils kommt es auf die Technik an? Nun, von dem Satz würde er jetzt wohl gebrauch machen müssen.
Die Warans war schließlich nicht überall gepanzert. Einen Treffer an Kopf und sie waren tot. Aber würde es Iwein so lange aushalten?
05.12.2003, 22:06 #155
Sir Iwein
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Iwein blickte nach vorne zu Long, der nun laut fluchte und arge Probleme zu haben schien. Indess jedoch hatte Iwein selbst mit zwei Waranen zu kämpfen, die nun auf ihn zugestürmt kamen. Ein letzter Pfeil flog von der Sehne und traf einen der beiden, streifte aber nur leicht dessen Flanke, sodass er nicht zu Boden ging. Dann warf Iwein keuchend seinen Bogen weg, verfluchte ihn und riss sein Langschwert Anathros aus der Scheide. Das war etwas anderes, als Longs rostiges altes Ding, das die unfähigen Schmiede der Garde aus eingeschmolzenen Werkzeugen zusammengezimmert hatten. Iweins Schwert schimmerte im Mondlicht, dann bohrte es sich durch die dichte Haut eines Warans und warm in nächsten Moment in warmes, grünes Blut getränkt. Der erste Waran sackte kopflos zusammen, der andere jedoch hatte sich sogleich in Iweins Oberschenkel festgebissen. Dieser schrie auf und sein Schwert glitt ihm aus der Hand, denn der Schmerz in der Wade war beißend stark. Zu seinem Glück konnte der Waran nicht lange an dem Bein herumknabbern, den Long, der nun die Schnauze voll hatte, johlte aufsprang auf den Waran zu und umklammerte ihn. Dann rammte er ihm das alte Schwert in die Seite. Es verwundete den Waran, und der brach zusammen, doch die Spitze des Schwertes war nun abgebrochen. Von nun an würde es im Kampf noch weniger als sonst taugen. Um Iwein herum wurde es nun schwarz, und in kurzen Abständen flimmerte das Bild des besorgten Longbow vor seinen Augen, der ihn unter die Bäume trug. Das letzte, was der Soldat spürte, war der stechende Schmerz im Bein, dann übermannte ihn die Erschöpfung.
05.12.2003, 23:09 #156
Estragon
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Hilias Knochen schmerzten noch immer, als seinen sie eingerostet, doch er fühlt sich ausgeruht und kräftig. Die Nacht war schon herein gebrochen und Dunkelheit hatte sich über den Steinbruch gelegt wie ein Seidentuch. Hilias hatte heute nacht noch viel vor sich. Es galt die Berechnungen für das Matrial für die Kasernenzellen anzustellen, es mussten Werkzeuge besorgt werden und er brauchte einige Sachen für den Steinbruch selber. Das Geld würde er in der Stadt leihen. So machte er sich denn auf zur Stadt.
06.12.2003, 00:36 #157
Longbow
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Beliar selbst musste sich in seinen Kopf gesetzt haben und ihn zu dieser Raserei getrieben haben. Wie sonst konnte er den Waran mit den Händen von Iwein reißen und ihm so sein schlechtes Schwert in die Brust rammen, dass es abbrach?
Dem Waran nutzte das alles aber nicht. Mit der Schwertspitze im Magen wurde er ins Jenseits geschickt. Ein letzter Antrieb ließ Long das Schwert mit hohem Bogen in die Büsche werfen, wobei er noch bitter fluchte. Anschließend verließ ihn wie von Zauberhand die Wut und er musst sich auf den Knien abstützte und erstmal nach Luft rangen. Doch die Pause war ihm nicht gegönnt. Während er so gebeugt da stand, fiel Iwein um und versuchte sich an ihm festzuhalten. Long reagierte sofort und fing ihn auf. Er schleifte ihn abseits des Weges in ein Versteck, damit ihnen nicht Wegelagerer nicht über den Weg liefen. Dann legte er den Milizsoldaten hin und klatschte ihn vorsichtig gegen die Backen, während er besorgt auf ihn einredete:
„Was los, Iwein? Alles überstanden?“
Eine Antwort bekam er nicht mehr, sein alter Kumpanen sackte einfach zusammen.
„Scheiße, schon wieder ein bewusstloser. Tod kann er nicht sein, Innos würde ihm einen ehrenvolleren Tod schenken.“
Doch was tun? Die einzige Medizin, die er dabei hatte, war der Schnaps. Etwas verwirrt blickte er sich um. Erst jetzt bemerkte er die Dunkelheit, die bereits über Khorinis eingebrochen war. Aus den Büschen hörte er die Heuschrecken zirpen. Der Himmel war klar, Sonne und Mond waren durch die Baumkronen deutlich sichtbar. Das versprach eine kalte Nacht.
Und neben ihm lag ein halbtoter Milizsoldat. Einzige Hilfe war wohl der Alkohol! Er holte eine Wacholderflasche aus dem Beutel und führte sie an Iweins Mund. Der größte Teil des Schnapses ging beim Einführen daneben, aber für den ersten Schluck durfte das übrig gebliebene genügen. Doch wie sollte er nun seinen Freund dazu zwingen, das Zeug runterzuschlucken. Gab es da nicht irgendeinen Trick mit den Händen? Er kannte ihn jedenfalls nicht.
Irgendwie packte er des Halbtoten Gesicht und druckte gegen Backen und Kiefer. Schien aber nichts zu bringen, der Schnaps schwamm immer noch in seinem Mund. Er war zwecklos, ohne Hilfe eines Barbiers oder Wassermagiers würde er nicht mehr weiter kommen.
Er wollte wieder aufstehen, wobei er sich mit beiden Händen an Iweins Brust abstütze. Plötzlich fing dieser an zu husten und verschluckte sich fürchterlich an dem Schnaps. Er drehte sich leicht zur Seite und spuckte ihn wieder aus. Und was waren dann seine ersten Worte?
„Mensch, Long. Bei Innos, willst mich umbringen?“
Der Hauptmann konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Aber wie hatte er das geschafft?
„Was jetzt, willst du mir vielleicht mal hoch helfen?“
Na gut, egal.
„Klar, Kamerad.“
Er reichte Iwein die Hand und zog ihn hoch.
„Was nun?“
„Kein Bock zurück in die Stadt zu laufen, ist schon zu weit weg. In die Taverne oder einen Platz hier draußen?“
„Nichts da Taverne. Kennst du Dragomir, den Jäger? Der hat ein hübsches kleines Lager samt Zelt, da gehen wir hin.“
„Alles klar, du bist der Hauptmann!“
Beide machten sich auf den Weg, Long dieses mal unbewaffnet.
06.12.2003, 00:39 #158
Estragon
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Er kehrte zurück, lies die Werkzeuge im Zentrum der Schlucht fallen und brachte seinen Rucksack in die Wohnhütte. Das Werkzeug fand sich, zu seinem zukünftigen Verbleib, in der großen Hütte wieder. Hilias nahm die neu erworbene Axt und die Säge mit, sowie die Sichel. Dann verließ er die Schlucht, blieb nicht weit davon an einem noch jungen Baum stehen und hieb ihn mit schnellen Schlägen um, sägte die Äste und das Laub runter und sammelte es ein. Er brauchte fast zwei stunden, bis er das Grünzeug zurück in die große Hütte geschleppt hatte. Das konnte man noch alles gebrauchen. Dann hackte er den Stamm des Baumes in runde Scheite und rollte diese ins Zentrum. Einen der Äste umband er mit dem Stoff seiner Verbände, die sich schon langsam von seiner Brust lösten. Er zündete den ast an und suchte die Schlucht an einem geeignetem Stein ab. Er fand ihn schließlich, ein halbrunder Findling, nicht zu groß, die Oberfläche eben genung, das man ihn als Schlachtbank für die Holzscheite nutzen konnte. Doch musste er noch versetzt werden und Hilias hatte keine Schubkarre oder etwas zu tragen. Hier war Erfindungsgeist gefragt. Er hohlte ein Seil aus der Hütte und begang den Stein damit einzuschnürren. Zweimal über Kreuz und mit zwei Henkelschlaufen oben drauf. Er steckte die Arme durch die Schlaufen, schob die Schultern hinein und atmte kurz durch. Dann erhob er sich schnell, das Gewicht nach vorne werfend und zog den Fels in die Höhe. Sein Rücken schrie beleidigt auf, der Fels rieb den Stoff des Hemdes auf, doch Hilias konnte ihn, nach vorne gebeugt, in die Mitte der Schlucht tragen. Dort angekommen, lies er die LAst mit einem erleichterten Seufzer sinken, löste das Seil und brachte es zurück in die große Hütte. Das war der erste Schritt. Hilias kehrte zu dem Fles zurück und stellte einen der Holzklötze drauf. Dann hob er die Axt über den Kopf und trennte das Holz mit einem sauberen Hieb in zwei Teile, die Fackel steckte nebem dem stein in der Erde, um Licht zu spennden. Hilias schlug sich einen kleinen Holzvorrat zusammen, stapelte ihn hinter die kleine Hütte und räumte den Rest der unverarbeiteten Holzscheite in die Große, um es halbwegs vor Regen und Nässe zu schützen.
Der zweite Schritt: Hilias holte den Spaten und hob eine flache Senke aus dem Boden, suchte sich kleine Grenzsteine zusammen und legte sie als Rand in die Senke. Fertig war seine neue Feuerstelle. Schnell war ein Lagerfeuer aufgestellt. Mit der Rasierklinge lösste er Holzspähne von den Scheiten ab und konnte so ein Feuer entzünden. Die Lichtung, die Schlcuht, der ganze Steinbruch warf jetzt das glühende hellrote Licht des Feuers zurück. Hilias hatte nun genug Sicht, um an die wirkliche Arbeit zu gehen. Er hohlte die Werkzeuge, sortierte sie auf den Boden und trat an die Bruchstellen des Berges heran, wo schon führer einmal, die Steine aus dem Berg ausgelöst worden waren. Hilias atmete ruhig ein und sammelte seine Kräfte. Zum ersten Mal war er ausgeglichen und friedlich im Einklang seiner Selbst. Die Arbeit würde gut tun. So begann er dem Berg seine Gaben zu entreisen und man hörte bis in die führen Morgenstunden das Schallen von Eisen auf Fels.
06.12.2003, 01:15 #159
Longbow
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Leise schritten die zwei Krieger durch die Nacht. Iwein war noch leicht angeschlagen, aber hielt es aus.
In der Ferne sahen sie schon das Lager mit einem kleinen Lagerfeuer in der Mitte und dem Jäger an diesem sitzen. Als sie um die fünfzig Meter entfernt waren, schrak er hoch und hatte sofort seinen Bogen in der Hand. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er in ihre Richtung und rief:
„Wer ist da?“
Beide standen im Mondschatten, er konnte sie nicht sehen. Dragomir war aber ein Freund von ihm, deshalb wollte er ihm nicht weiter Angst einjagen. Er schritt aus seinem Versteck hervor und lief mit einem breiten Lächeln auf den einsamen Jäger, Iwein folgte ihm unmittelbar.
„Was willst du denn zu so später Stunde hier?“
„Wir beide haben einen kleinen Jagdausflug gemacht und wollen jetzt in einem deiner Zelte übernachten.“
„Ach so, na dann, nur zu!“
„Danke!“
Long wusste nicht, wie es mit Iwein war, aber er war tot müde. Ohne weitere Gedanken zu verschwenden oder wohlmöglich wieder an den Ork oder die Sterbenden zu denken, lief er ins Zelt und warf sich auf eine Plane, die über den feuchten und kalten Boden gelegt worden war.
06.12.2003, 09:49 #160
Sir Iwein
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Als Iwein erwachte, spürte er sofort den kalten Frost und die Feuchtigkeit des moosigen Waldbodens, die sich bis durch die Plane am Boden des Zeltes gesogen hatte. Sein Bein fühlte sich verhärtet an und schmerzte bei jeder Bewegung wie ein Muskelkater. Langsam erhob er seinen Oberkörper und kroch hinüber zu Longs Vorräten. Der Schmerz im Bein wurde unerträglich, und gestern hatte der Schnaps geholfen. Schon nach wenigen Schlucken des Feuerwassers spürte er, wie sich der Schmerz verflüchtigte und das Bein beinahe taub wurde. Das tat gut. Sogleich war der Milizsoldat hellwach, richtete sich mühsam auf und stakste nach draußen aus dem Zelt.
Ein kalter Morgenwind schlug ihm entgegen und wirbelte sein langes Haar auf. Iwein sah sich um. Der dichte Nebel, der hier in den Niederungen hing, gab nicht einmal den Blick bis zur Taverne frei und Tau hing wie ein silbriges Netz über den Wiesen, auf denen in einiger Entfernung ein kleines Rudel Scavenger graste. Der Milizsoldat betastete mit Sorge seinen Oberschenkel. Ob er so Long noch eine große Hilfe sein würde? Die Wunde war nicht allzu tief, die Rüstung hatte das meiste abgehalten. Mit etwas Glück und viel Schnaps könnten sie vielleicht noch einmal losziehen. Die Warane lagen noch immer tot und regungslos in der Wiese. Da fiel Iwein ein, dass sie die erlegten Biester gestern gar nicht mehr hatten ausweiden können. Um sich die Zeit ein wenig zu vertreiben, humpelte der Milizsoldat hinüber zu den Reptilien, zog sein kleines Jagdmesser und begann, damit an ihren Klauen herumzustochern. Einige kurze Stiche, und er konnte die Krallen nach vorne wegklappen. Taurodir war ihm wahrlich ein guter Lehrer gewesen.
06.12.2003, 10:21 #161
Sir Scorpion
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Scorp sass auf einer Bank zwischen Linky`s Laden und Sadors Taverne, es war feucht und nicht gerade gemütlich, aber Scorp gab die Hoffnung nicht auf, dass Thorus seinen Brief erhalten und Verstanden hatte.
Er hatte noch eine Nacht im Gasthaus der Stadt verbacht, war dann aber in die Taverne umgezogen. Langsam langsam, nagte der Zweifel an ihm, desshalb hatte er sich entschlossen noch ein paar Tage hier zu bleiben und auf Thorus zu warten und dann Sador eine Nachricht für jenen zu hinterlassen und zum Hof zurück zu gehen, falls er nicht auftaucht.
Bei der Feuchtigkeit hatte er richtig Mühe seine Pfeiffe anzubringen, doch nach einigen Versuchen war es ihm gelungen. Also versuchte er es sich etwas gemütlich zu machen, nahm den Bierkrug, den er in der Taverne geholt hatte und wartete.
06.12.2003, 12:39 #162
HoraXeduS
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Horaxedus erreichte seine alte Höhle unweit der Stadt Khorinis. Wochenlang hatte er damals hier gelebt. Getrunken und geschlafen, nur nachts zur Taverne aufgebrochen. Ein armseliges Leben. Diesen kleinen Stützpunkt jedoch noch heute hier vorzufinden, noch immer klug im Fels versteckt und ebenso mit schmutzigem, aber trockenem Stroh ausgestattet, war ein Glück. Für jemanden, der in Khorinis etwas zu schaffen hatte und die Robe eine Schwarzmagiers trug, konnte dies beispielsweise ein Ort sein, an dem man trotzdem seine Nächte unbemerkt in dichter Nähe zur Stadt verbringen durfte. Und seine Robe ablegen konnte.

Der Schwarzmagier mochte seine dunkle, schlichte Magierkleidung. Er trug sie jedoch stets ohne großen Stolz. Seine Zugehörigkeit zu den Anhängern Beliars trug er tief in sich. Und wenn es nötig war, den einfältigen Innos-Gläubigen entgegenzutreten, ohne dass sie bei seinem Anblick gleich in hysterische Altweiberkreischen ausbrachen, nun denn, so wollte er ihnen diesen Gefallen halt tun.

Der Glasmacher reckte sich. Mitten am Tage hier umherzustreifen war nicht eben das, wonach er sich gesehnt hatte. Wenigstens konnte man bei Tageslicht hier draußen auch ohne Lichtzauber etwas erkennen. Ein gutes, kühles Wetter schien ihm auf den stets nachdenklichen Kopf, während er in seiner alten Bürgerkleidung auf das östliche Tor von Khorinis zu schritt. Wortlos drückte er der Wache ein paar Münzen in die bereits halb geöffnete Faust. Es war nicht nötig, viel zu geben, auch wenn man vielleicht mehr entbehren konnte. Aber man musste zielstrebig und beinahe arrogant weitergehen, ohne sich auf den Ruf "Was? Nur sieben?" noch einmal umzudrehen.
06.12.2003, 14:18 #163
Longbow
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Durchgefroren erhob sich Long von der dünnen Lederplane, auf der er die Nacht verbracht hatte. Die paar Zentimeter Leder hatten ihn nicht vor der Kälte, die aus dem Boden hervorkam, schützen können.
Instinktiv griff er nach rechts, um sein Schwert zu greifen, doch war dieses Mal keins da. Ein kurzer Schock durchfuhr ihn, doch fiel ihm dann wieder ein, dass er momentan ja gar keins besaß. Und Iwein? Der war doch nicht wieder ohne ihn aufgestanden?
Er kroch aus dem Zelt und grüßte Dragomir, der gerade am Essen war. Er bot ihm eine Fleischkeule an, die Long dankend annahm.
„Sag mal, weiß du, wo der Milizsoldat hingegangen ist?“ sagte Long, während er hungrig in die Keule biss.
„Klar, der ist schon vor langem dort drüben hingelaufen.“ Er zeigte mit dem Finger Richtung dem gestrigen Kampfplatz.
„Ahja, er will die Warane ausbeuten. Habe dank. Nimm diesen Beutel als Zeichen meines Dankens.“ Der Hauptmann warf ihm einen kleinen Beutel mit Gold zu und joggte dann zu Iwein, der in der Tat vor einem Waran saß und dessen Füße bearbeitete.
„Na Iwein, wie stehts mit deinem Bein?“
„Schmerzt fürchterlich. Der Schnaps allerdings hilft es zu betäuben.“
„Übertreibs nicht, wir können jederzeit in die Stadt zurück! Doch diese paar Warane waren den Ausflug gar nicht wert. Mir wäre es lieb, wenn wir noch ein paar weitere Tiere jagen könnten, allerdings habe ich keine Waffe mehr und du bis verletzt.“
07.12.2003, 10:00 #164
Kano
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Die Nacht über hatten die beiden Krieger doch noch in der Wildnis verbringen müssen, waren nun aber früh aufgewacht und weitergezogen. Die Stadt war nicht mehr weit. In einem Waldstück, recht dicht bewachsen und meist von einigen Wölfen aufgesucht, vernahmen die beiden Soldaten plötzlich Schreie. Clay stoppte sofort und lauschte, machte eine ungefähre Richtung aus und diese schlugen die Zwei dann sogleich ein. Die Schwert gezogen stapften die Paladine durchs Unterholz, Zweige knackten und die Rüstungen kündigten die Krieger schon an, da waren sie noch gar nicht zu sehen. Mit einem Hieb musste das Geäst eines Buschs weichen und gab den Weg frei. Da war die Quelle, zwei seltsame Gestalten, tätowiert und in Templerrüstungen. Aber sie erschienen anders, nicht wie Templer.

Kano rammte sein Schwert in den Boden, nahm Pfeil und Bogen und legte an. Surrend raste der Pfeil davon, direkt auf das Ziel zu und bohrte sich ungebremst in den Hals des Suchenden. Dieser ruckte zur Seite weg und brach leblos zusammen, Clay stürmte schon auf den anderen, gefolgt von Kano. Doch der Paladin und Mentor Kanos brauchte längst keine Hilfe, ein kurzer Schlagabtausch und seine mächtige Klinge grub sich in den Unterleib seines Gegners. Der Statthalter ging zu der am Boden liegenden Person, es war ein junger Bursche, völlig eingeschüchtert schob er sich auf dem Boden ein Stück rückwärts.
"Habt keine Angst, wir sind Paladine des Königs, ihr seid in Sicherheit."

Hastig blickte sich der Bursche um und richtete sich dann langsam und vorsichtig auf.
"Habt Dank, Herr, ihr...ihr habt mich gerettet. Diese Verrückten, sie wollten mich umbringen, ihre Augen, Wahnsinnige, Besessene! Ihr kamt gerade rechtzeitig, ein paar Momente später und ich....ich verdanke euch mein Leben, Herr!"
Der Junge kniete sogleich wieder nieder.

"Steht auf, lasst das. Wir sind Paladine, es ist unsere Pflicht die Bürger zu schützen.
Seid ihr allein unterwegs?"

Ein heftiges Nicken, gefolgt von einem unsicheren Umsehen folgte.
"Ich...ich war auf dem Weg in die Stadt...diese Monster...sie haben meine Familie getötet...meinen Vater, meine Mutter...alle...Ich bin geflohen und hoffte, in der Stadt Zuflucht zu finden."

"Kommt mit uns, wir wollen ebenfalls in die Stadt. Da seid ihr in Sicherheit."
Kano sah zu Clay, der nickend zustimmte und auch der Bursche war erfreut über dieses Angebot.
"Das ist Paladin Clay und mein Name ist Kano, wie ist der Eure?"

"Ich heiße Sandro, Herr."
Die Gruppe schlug den Weg nach Khorinis ein und es ging sogleich weiter, nun in etwas gemäßigterem Tempo, da der Junge recht erschöpft war und nicht mehr so schnell gehen konnte...
07.12.2003, 10:27 #165
Sir Iwein
Beiträge: 3.214

Ein weiterer Tag in der Wildnis war vergangen, und Longbow und Iwein hatten sich kaum einmal weiter als zweihundert Fuß vom Lager entfernt. Dafür hatten sie beinahe ihre gesamten Alkoholvorräte aufgebraucht. Doch wenigstens hatte der Schmerz in Iweins Bein sich nun gelindert. Trotzdem hatte der Milizsoldat keine Lust auf eine weitere Begegnung mit Waranen oder anderen Biestern, bevor er nicht bei einem Barbier in der Stadt gewesen war. Außerdem wurde es höchste Zeit, sich wieder einmal in der Kaserne blicken zu lassen, sicher war Kano in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt und wartete nun ungeduldig auf seinen Schüler.

Der Tag war noch jung, als Iwein und Long erwachten, die Nebelschleier vom Vortag hatten sich verflüchtigt und ausnahmsweise hatte sich auch die Sonne hervorgewagt und die dichte Wolkendecke aufgerissen. Es war klar und windig, und das Gras wellte sich unter ihren Füßen, als die beiden den sanft ansteigenden Hang zur Taverne hinaufgingen, gegenüber des Waldes, dessen Bäume in der Ferne dunkel wogten und unter denen sie die letzten zwei Nächte verbracht hatten. Beide verspürten wenig Lust, noch einmal auf dem kalten und feuchten Moosboden zu übernachten.

"Also, was machen wir nun, Long?", fragte Iwein, ließ sich mit einem Seufzer auf einer Bank neben der Taverne nieder und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. "Ich würde lieber in die Stadt zurückkehren, wird Zeit, dass ich mit Kano noch mal trainiere, das mit den Waranen vorgestern lief ja noch nicht so gut. Und das Bein... nun, es verheilt zwar langsam, aber ich will die Wunde vor unserem nächsten Jagdausflug noch einmal den Blicken eines Barbiers unterziehen. Und du hast ja nicht einmal mehr eine Waffe bei dir. Was meinst du?"
07.12.2003, 11:37 #166
Longbow
Beiträge: 4.035

Da standen sie nun, in der Wildnis, unbewaffnet oder kampfunfähig. An eine weitere Jagd war nicht mehr zu denken, somit auch keine weitere Beute mehr. Doch die Beute war Long nicht wichtig, hauptsache er kam endlich von seinen Horrorgedanken.
„Wo gehen wir jetzt hin?“
„Meine Meinung von gestern hat sich noch nicht geändert. Will gerne weiter jagen, aber ohne Schwert wird das wohl nichts. Und wenn sogar noch Kano auf dich wartet, dann lass uns mal lieber zurückgehen. Sind zwar nicht reich geworden, aber das war ja auch nicht unser Ziel gewesen. Spaß hats trotzdem gemacht, mal von deiner Verletzung abgesehen.“
07.12.2003, 14:03 #167
JP_Walker
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Die Wildnis rief und Walker musste los um weiter das Jagen zu üben, doch um dies zu tun brauchte er erst einmal Beute. Er striff durch den Wald und erlegte einige Wölfe, denen er mit mehr oder weniger Erfolg das Fell abzog, die Krallen herausriss und die Zähne heraus schnitt. Öfter kam es vor, dass das Fell einriss oder die Zähnezerbrachen. Von den Krallen ganz zu schweigen. Das war das einzige, was Walker wirklich noch üben musste. Der Rest klappte schon ganz gut.

Der Tag war gut. Walker hatte viel Beute gemacht. Und nun war er tiefer im Wald, als je zuvor. Die Sonne wurde von den Bäumen verdeckt und plötzlich hörte Walker ein lautes knistern. Er drehte sich in alle Richtungen und blickte wild um sich, als er es sah. Groß, Kräftig und Blutrünstig. Ein Schattenläufer. Eines der seltensten und gefährlichsten Tiere auf Khorinis.

Schnell duckte sich Walker und sah zu, wie dieses Tier ein ganzes Wolfsrudel auseinander nahm. Früher hatte Walker ein solches Tier schoneinmal Tod gesehen, aber lebendig wirke es noch Furchterregender. Walker ging geduckt. würde ihn der Schattenläufer erwischen wäre er in weniger als 3 Sekunden Tod. Nun war keine Zeit mehr für Walker die ganze Beute aufzusammeln und somit nahm er, was er gerade tragen konnte und rannte so schnell wie möglich in Richtung statt. Nie wieder würde er in diese Tiefen des Waldes vordringen wollen.

Am Stadttor angekommen erzählte Walker den Stadtwachen die Geschichte, die es aber nicht glauben wollten. sie sagten nur, dass Schattenläufer schon längst ausgestorben wären und man hier garantiert keinen mehr antreffen würde, aber Walker wusste es besser und ging entschlossen durch das Stadttor.
07.12.2003, 14:46 #168
Sir Iwein
Beiträge: 3.214

Iwein versuchte, auf Kano´s Frage hin bescheiden zu wirken während sie das Stadttor durchschritten, und das sollte er auch, schließlich hatte er nichts besonderes gejagt. "Och, zusammen mit dem Ritter Longbow hab ich gestern noch ein paar Warane erlegt -"...'mit Mühe und Not', hatte er noch hinzufügen wollen, ließ es dann aber besser bleiben. "Und vor etwa einer Woche einen Haufen Wölfe... zusammen mit einem jungen Waffenknecht. Ansonsten nicht viel, zumeist hab' ich die Scheiben auf dem Trainingshof benutzt."
Während er redete marschierten die beiden immer tiefer in das kleine Wäldchen, das an die nordwestliche Stadtmauer angrenzte. Noch schimmerte das Licht der Sonne hell und rotgolden durch das spärliche Blattwerk über ihnen, doch bald würde es immer weiter schwinden, denn die Tage wurden kürzer und immer kälter. Bereits jetzt fror Iwein ein wenig, auch wenn seine schwere Milizrüstung gut gefüttert war. Als die beiden dann endlich tief im Wald waren, nachdem sie sich vorher durch haufenweise Dickicht und Dornsträucher hatten kämpfen müssen, blieb Kano vor ihm stehen, lauschte und starrte angestrengt in die Ferne.
07.12.2003, 15:00 #169
Kano
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Aufmerksam lauschte der Paladin in den Wald hinein und ließ seinen Blick umherschweifen.
"Nun, Warane und Wölfe...machen wir es mal etwas spannender, was?"
Ein listiges Grinsen huschte kurz über Kanos Gesicht und er sah Iwein an.
"Diesmal werden wir testen, wie du unter extremer Anspannung schießt.
Kurz, du wirst den Schattenläufer da vorn beschießen."
Der Krieger deutete zwischen den Bäumen hindurch auf einen Koloss, der sich behäbig durch den Wald schob.
"Die Bäume werden dich schützen, durch sie kommt das Tier nicht so schnell voran, diese Zeit solltest du nutzen, um ihm ein paar schwere Wunden zuzufügen. Beine, Kopf, Schultern, das sind die Stellen, die du treffen solltest. Vor allem Beine und Kopf. Hehe, freust du dich auch so? Wird sicher lustig, was?"
Der Soldat verschränkte die Arme und wartete ab, bis Iwein bereit war.
Der Schüler nahm seinen Bogen und legte an, Kano tat es ihm gleich und schoss. Der Pfeil zischte davon und traf den Schattenläufer am Hinterbein, das sollte ihn ausreichend behindern um allzu schnell vorwärts zu kommen, außerdem verlor der Schattenläufer dadurch einiges an Blut...
07.12.2003, 15:45 #170
Sir Iwein
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Stutzend blickte Iwein in Kanos Gesicht, suchend nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass seine Worte als Scherz gemeint waren. Doch seine Mine war ausdruckslos und der Milizsoldat verlor die Hoffnung. Langsam wandte er den Kopf und spähte zwischen den vereinzelten, von Flechten und Efeu bewachsenen Baumstämmen hindurch, zu dem Vieh hinüber. Noch war es gut neunzig Fuß entfernt und streifte lustlos und gemächlich durch die Büsche. Dies war eigentlich die Zeit für Schattenläufer, zu schlafen, doch Ausnahmen gab es immer wieder. Iwein dachte an das, was Taurodir ihm damals über diese beeindruckenden Kreaturen erzählt hatte. Sie waren magisch und jagten nachts. Ihr gewaltiges Horn zog etliche Jäger heran, doch es konnte ebenso gnadenlos den Tod mit sich bringen. An jenem Tag jedoch hatte Iwein zusammen mit Uncle und Taurodir im offenen Grasland gegen einen solchen Giganten gekämpft, und ihn selbst da nur mit Mühe und Not - und einem cleveren Trick Taurodirs - erlegt. Wie aber sollte er sich beinahe alleine gegen einen Schattenläufer behaupten? Kano stand mit verschränkten Armen da, er machte nicht den Eindruck, als wolle er außer jenem einen Schuss in den Kampf eingreifen; es sei denn, Iwein würde in ernste Gefahr geraten. Als sich der Paladin auffordernd räusperte, nahm Iwein hastig seinen Bogen vom Rücken. Ob das Ding überhaupt genug Durchschlagskraft besaß, um mit seinen Pfeilen die dicke vom Fell bedeckte Haut des Schattenläufers zu durchdringen? Iwein begab sich zögernd in Position, direkt neben einem Baumstamm und dachte an Kanos Worte und Taurodirs Trick. Nur durch sie hätte er vielleicht den Hauch einer Chance...

Nun, da er bereit war, trat endlich auch Kano hervor, seinen prachtvollen Bogen in der Hand. Leise nahm er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Kanos Schuss musste ein Volltreffer werden. Nur jetzt hatte man ausreichend Zeit zum ruhigen Zielen. Langsam hob der Paladin den Bogen und zog ihn aus, zielte und schoss. Iwein wartete nicht ab, sondern hatte bereits einen Pfeil angelegt und den Bogen ausgezogen. Das linke Auge kniff er zu, hielt die Luft an und zielte auf den Hals des Biestes, das nun auf die beiden Krieger zustürmte. Iweins ganzer Körper war angespannt, und bevor er anfangen konnte zu zittern, ließ er den Pfeil los. Zischend flog der sogleich los, zwischen mehreren Bäumen hindurch, geradewegs und kein bisschen trudelnd auf den Schattenläufer zu - und blieb an der Unterseite des Halses stecken. Jetzt war es geschehen, nicht mehr rückgängig zu machen. Gleich würde das Monster Iwein an seinem Horn aufspießen... Ein tiefes, grollendes Knurren war von vorne aus dem Wald zu vernehmen. Der riesige Körper des Schattenläufers kam für einen Moment zum Stehen und er starrte Iwein, der mit einem weiteren Pfeil auf der Sehne da stand, aus seinen hasserfüllten und gelb funkelnden Augen an. Dann tobte der Schattenläufer, setzte über einen Busch hinweg und stürmte auf Iwein zu. Wusch!!! Der Bogen sang, ein weiterer Pfeil flog auf das Biest zu und traf dessen Schulter. Diese zuckte nur kurz leicht nach hinten, doch der Lauf des Schattenläufers verlangsamte sich kein bisschen. Hie und da schlug er Haken zwischen den Baumstämmen, sodass Iwein ihn jedesmal kurz aus der Sicht verlor. Der dritte Pfeil jedoch blieb zitternd in einem dicken Baumstamm stecken. Der Milizsoldat spürte einen Anflug von Nervosität, doch sogleich kamen ihm wieder Kanos Worte in den Sinn. Er musste sich die Baumstämme zu Nutzen machen, nicht der Schattenläufer!

Iwein spurtete einige Schritte zur Seite und konnte das Riesenvieh nun gut anvisieren. Immer wieder musste es Halt machen vor Büschen und Bäumen. Zwei weitere Pfeile bohrten sich in ein Bein und den Kopf des Schattenläufers, der immer wieder laut aufbrüllte und währenddessen immer näher kam. Noch einmal blickte Iwein in die gelben, unergründlichen Augen. Und da kam ihm ein Geistesblitz. Die Augen! Könnte die treffen? Das Riesentier war nun nicht mehr weit, doch es bewegte sich einfach zu flink. Drei weitere Pfeile hatte Iwein in Windeseile abgeschossen, und der dritte endlich traf das linke Auge des Biestes, das daraufhin noch lauter brüllte als zuvor. Umso wütender wurde es nun, noch etwa vier Meter von Iwein entfernt, der mit dem Rücken zu einem dicken Baumstamm einer hohen Eiche stand, und setzte erneut zum Spurt an. Und nun kam Iwein Taurodirs Trick in den Sinn, nur der konnte jetzt noch helfen. Der Milizsoldat wartete ab, schluckte noch einmal, während der Schattenläufer seinen Kopf senkte und sein spitzes, scharfes Horn im schwindenden Sonnenlicht glänzte. Der Pfeil steckte immer noch im linken Auge...

Im letzten Moment sprang Iwein zur Seite weg, bevor jenes Horn ihn hatte zermalmen können. Stattdessen ertönte hinter ihm ein dumpfes Geräusch, und er wusste, dass der Trick funktioniert hatte. Der Schattenläufer knurrte laut und stämmte sich mit beiden Vorderpfoten gegen den Baumstamm, doch das Horn hatte sich zu Tief ins Holz gebohrt. Flink nahm Iwein einen weiteren Pfeil zur Hand, zielte in Ruhe auf das andere Auge des Tieres - und schoss. Nun erlosch auch im zweiten Auge des Tieres das gelbe Funkeln. Der Körper des Schattenläufers wurde schwach, und ein letzter Pfeil in die Flanke gab ihm schließlich den Rest. Begleitet von einem letzten, lauten Brüllen, das den ganzen Wald erfüllte und von überall widerzuhallen schien, sank der Koloss zusammen und regte sich nicht mehr.
Erschöpft lehnte sich Iwein gegen einen Baumstamm, ließ den Bogen auf den Waldboden fallen und japste nach Luft, der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und seine Haare klebten ihm vorm Gesicht. "Ganz ohne Schwert... und das Horn ist mein", murmelte der Krieger und lächelte müde.
07.12.2003, 16:10 #171
Kano
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Kano entspannte seinen Bogen wieder und sah zu Iwein, beinahe hätte er dem Kameraden geholfen, aber dieser hatte das Tier doch noch im letzten Moment besiegt. Zugegeben, es war vielleicht nicht der größte Schattenläufer, aber dennoch war auch dieses Exemplar gefährlich genug. Aber der Schüler hatte bewiesen, was Kano erhofft hatte. Er hatte sich hervorragend geschlagen und er hatte bewiesen, dass er selbst in heikelsten Situationen noch Ruhe bewahren und nachdenken konnte. Der Statthalter trat zu seinem Schüler und nickte.
"Sehr gut, du hast alle meine Erwartungen erfüllt. Ich habe mich nicht getäuscht, du hast viel Talent, wenngleich du von dem Bogenschießen nicht viel gehalten hast.
Aber es gibt einen Grund, warum du ein härteres Training als die Anderen erfahren hast. Es ist nun an dir, ob du meinen Platz einnehmen willst, ich habe dir alles beigebracht, was du wissen musst. Alles Weitere musst du dir selbst aneignen, deine ganz persönliche Technik entwickeln. Deine Prüfung hast du bestanden, willst nun du derjenige sein, der die Schützen Khorinis' lehrt, mit dieser tödlichen Waffe umzugehen?"
07.12.2003, 16:24 #172
Sir Iwein
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Iwein schnappte deutlich hörbar nach Luft, als Kano seinen letzten Satz ausgesprochen hatte. Er sollte die Männer im Bogenschießen unterweisen, wo er doch um Längen weniger davon verstand als der Paladin? Der Milizsoldat senkte den Blick und sah dann verlegen Kano in die Augen. Dessen Mine war nun nicht mehr ausdruckslos, sondern voller Erwartung und Hoffnung. Er hatte all seine Kraft in Iweins Ausbildung gesteckt, damit er sein Nachfolger werden konnte. Der Milizsoldat war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er seinen Meister nicht enttäuschen, andererseits mutete er sich diese Aufgabe einfach noch nicht zu. Schließlich öffnete er den Mund und sprach, fast gegen seinen Willen. "Ja, ich will." Dann hustete er und wurde rot. Verflucht, er war doch nicht in einer rosa Garde! "Ich will in Zukunft die Männer von Khorinis im Bogenschießen unterweisen", fügte er mit stärkerer und klarerer Stimme hinzu und grinste. "Lass uns zurückgehen!"
07.12.2003, 16:26 #173
Teufelslama
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Lama hatte die Stadt über den Marktplatz und das große Tor verlassen. Sein Puls schlug immer noch heftig, zu peinlich war das gerade erlebte für ihn gewesen.

Vor dem Tor blickte er sich kurz um, um dann dem Weg nach rechts zu folgen. Der kleinen Steigung folgend kam er bald an einer in den Stein gemeißelten Treppe vorbei, hier ging es zu einem Bauernhof wie er feststellte als kurz die Stufen erklomm. Nachdem er sie wieder heruntergestackst war folgte er weiterhin dem Weg.

Doch was war das? Unter einer Art Brücke sah er etwas.

"Verdammt, Molerats." knurrte Lama, wohl wissend was diese Biester mit unbedarften Wanderern anrichten konnten. Für einen erfahrenen Jäger waren stellten sie keine Gefahr dar, für den jungen bis auf ein Messer unbewaffneten Barbier schon. Drei der Monster liessen sich von hier aus ausmachen. Sollte man umkehren und zurück zur Stadt?

"Ich lass mich doch nicht von euch davon abhalten meinen Weg fortzusetzen", sprach der junge Mann mehr zu sich selbst als zu irgendwem sonst. Langsam und mit größter Vorsicht näherte er sich den Biestern.
"Möglichst viel Abstand halten... sie dürfen mich gar nicht erst bemerken... ach was, ich bin sowie so schneller als sie..." ettliche Gedanken huschten in panischer Geschwindigkeit durch seinen Kopf.

Da, einer der Molerats erhob seinen Kopf, es sah zu Lama hinüber und... es gähnte.
Eine Last wie eine Tonne Steine fiel von den Schultern des Wanderers und er setzte seinen Weg fort. Erst jetzt fiel ihm auf wie fest er sein Messer umklammert hatte, seine Knöchel traten weiß hervor.

Nach einigen Minuten erreichte er eine Taverne, eine tote Harpye zierte die Eingangstür. Drinnen zog er erkundigungen ein was es hier draussen überhaupt gab. So erfuhr der Barbier von einem Kloster und einem Großbauern der sich seine eigene Söldnerarmee zu halten schien.

Nun vorerst war beides nicht von Interesse für ihn und so nahm er nach einer kurzen Zeit um sich zu erhohlen den Weg zurück in die Stadt wieder auf.
07.12.2003, 16:33 #174
Kano
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Der Statthalter nickte und die Beiden packten ihre Sachen zusammen. Iwein schlachtete den Schattenläufer noch ein bisschen aus, es schien ihm Spass zu machen, so wie er dabei war. Aber schließlich war auch das erledigt und die zwei Soldaten traten den Rückweg an. Allzu weit waren sie nicht von der Stadt entfernt, sicher würde es nicht lange dauern.
"Eine gute Entscheidung, ich hatte gehofft, dass du die Aufgabe übernimmst. Wenn einer dafür geeignet ist, dann bist du es. Aber denke immer daran, auch wenn du jetzt ein Meister des Bogenschießens bist, ein wahrer Meister wird immer ein Schüler bleiben und nie aufhören zu lernen. Behalte das stets im Kopf, dann wirst du es weit bringen."
Während des Gesprächs hatten sich die Beiden der Stadt ein gutes Stück genähert und erreichten bald das Tor, welches sie schwer beladen passierten...
07.12.2003, 18:56 #175
Dragonsword
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Gestern hatte der Hoher Novize es noch bis zur Taverne geschafft und sich dort ein Zimmer genommen. Heute musste er jedoch mit traurigem Blick in seine Geldbörse blicken. Sein Goldvorrat war schon fast aufgebraucht! Er musste seine Waren irgenwo verkaufen! Aber wo wehre ein geeigneter Platz? Ja, richtig! Bei Onars Hof könnte der Hohe Novize so einiges an Waren loswerden. Früher hatte er sich nie dorthin getraut wegen der Banditen, heute konnte er sich wenigstens mit seinem Schwert verteidigen. Ja, sein nächstes Ziel war der Hof, dann würde er ins Lager zurückkehren, etwas Sumpfkraut kaufen und dann seine Freunde besuchen. Dragonsword freute sich jetzt schon auf das Wiedersehen.

Nachdem er beim Wirt sein Zimmer bezahlt hatte machte er sich auf den zum Hof. Er hoffte dort keine großen Probleme zu bekommen.
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