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> Rollenspiel Die Oberstadt # 3 |
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04.04.2004, 19:13 | #276 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
Auch Kano hatte dem Barden schon eine Weile lang gelauscht. War er zunächst nur hinzu gekommen, weil Miraweth es wollte und er die Gelegenheit nutzen wollte, um den Barden und Rogg im Auge zu behalten, so hatten zunehmend die Texte des Fremden seine Aufmerksamkeit erregt. Von der Schlacht hatte er immer nur gehört, er vermochte nicht erahnen, welch grausiger Anblick das gewesen sein musste. Das folgende Lied allerdings, hatte da eine ganz andere Wirkung. Der Paladin musste unweigerlich nach rechts blicken, zu Miraweth, die eingehäkelt an ihm lehnte. Sie erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln. "Schön nicht? Warum spielst du mir eigentlich nie was vor?" "Was? Ich?", Der Statthalter hob entgeistert die Brauen und schaute seine Begleiterin an. "Ich kann so etwas nicht...ich bin Soldat...und inzwischen Bürokrat...aber Barde? Ich glaube das ist nichts für mich. Außerdem, wie sollte er da sonst sein Gold verdienen, wenn das jeder könnte." Die junge Frau musste etwas schmunzeln und nickte zustimmend. "Na dann gib mal ein paar Münzen, schließlich soll er doch für seine Mühen belohnt werden." Innerlich etwas grummelnd gab der Paladin Miraweth einige Goldmünzen, mit denen sie sich dann zwischen den anderen hindurch schob, bishin zu Dumak. Mit einem freundlichen Lächeln überreichte sie dem Musikanten das Gold. "Du kannst das gut, ich hoffe du spielst noch eine Weile." Dann wand sie sich wieder um und schritt zurück zu Kano. "Siehst du, war doch gar nicht so schwer." "War ja auch nicht dein Gold...", brummte er kaum hörbar. "Was?", sie blickte ihn etwas skeptisch an. "Ach nichts, hoffen wir, dass er jetzt nicht gleich zusammenpackt, sobald er sein Gold hat." "Wird er schon nicht.", die Skepsis wandelte sich erneut in das hübsche Lächeln und sie lehnte sich wieder an den Paladin... |
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04.04.2004, 19:23 | #277 | ||||||||
Dumak Beiträge: 465 |
Flink hatte der Barde das Gold an sich genommen, wie beiläufig. Er wollte ja nicht habgierig erscheinen. Nun, da ihm einige seiner Zuhörer mit ihren Gaben zeigten, daß sie seine Kunst durchaus zu würdigen wußten, verbeugte der sich und meinte mit verschmitztem Lächeln: »Zum Schluß noch einen gut gemeinten Rat an alle hier.« Er griff zum letzten Mal in die Laute und intonierte eine einfache, eingängige Melodie, die sogleich von folgendem Text begleitet wurde: »War ein Recke, schön und stark, mutig war er noch dazu und obwohl sein Denken karg, flogen ihm die Herzen zu. Manche hohe Dame ihn in ihr Gemach hat eingeladen, seine Dummheit ihm verziehn, denn zuviel Klugheit kann auch schaden. Zuwenig davon leider auch, denn eines Tags ein saurer Gatte steckte in den Heldenbauch sein Schwert und das war nicht aus Watte. Drum liebe Helden, schärft die Sinne: Wie dieses kleine Lied beweist, Körper braucht ihr für die Minne, zum überleben jedoch Geist.« Alle lachten, Dumak verbeugte sich ein letztes Mal und sprang dann vom Brunnenrand, um noch die eine oder andere Spende einzusammeln. Die Leute hatter er wieder in ihrem Futteral verstaunt und über den Rücken geschwungen. Nur noch der Hals des Intrumentes schaute ihm über die Schulter. |
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04.04.2004, 19:25 | #278 | ||||||||
Die Paladine Beiträge: 116 |
Lord Hagen hatte von Weitem den Klängen gelauscht. Ein Ritter hatte ihm mitgeteilt, dass dort draußen ein Barde seine Strafe abarbeitete und Lord Hagen hatte dies mit einem Grinsen quittiert. Ja, so machte man das heutzutage. Die Frevler wurden nicht mehr in die Kaserne gesperrt, nein, man stellte sie dazu an die feinen Herrschaften zu unterhalten. Zwar hätte man ihn auch hängen lassen können, der Marktplatz hätte sich bestimmt gut gefüllt. Doch war erst kürzlich jemand gehängt worden, all zu oft konnte man das Volk damit nicht mehr hinhalten. Ein Barde war da doch mal was Neues. Jetzt trat Eorl zu ihm und der Lord begrüsste den Ritter mit einem militärischen Gruß. "Gut dass ihr da seid. Ich habe euch schon länger im Auge und ich denke die Zeit ist reif geworden. Ihr habt tapfer gekämpft bei dem grossen Angriff auf die Stadt und es war auch euer Verdienst, dass wir die Orks in die Flucht geschlagen haben. Ich befördere euch zum Paladin." Er schaute den frischgebackenen Paladin stolz an und kopfte ihm auf die Schulter. "Außerdem werdet ihr zum Stabsoffizier erhoben. Ich denke euer strategisches Geschick können wir gut brauchen. Wendet euch an Carthos deswegen, er wird euch alles weitere mitteilen." sammy |
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04.04.2004, 19:32 | #279 | ||||||||
Samantha Beiträge: 12.569 |
Ein Groschen nach dem anderen wanderte in den Beutel des Sängers. Das Hörnchen staunte nicht schlecht. Ein funkelndes Goldstück nach dem anderen wurde auf den Brunnenrand gelegt oder plumpste direkt in das Säckchen, mit welchem Dumak jetzt durch die Reihen ging. Das war die Gelegenheit. Die ganze Zeit über hatte es auf der Statue verharrt und den Klängen gelauscht. Doch jetzt, wo es wieder still wurde im Oberviertel, wurde das Hörnchen sichtlich aktiver. Vorsichtig hüpfte es den eisernen Arm hinab und blieb auf dem Schwert sitzen. So weit es ging streckte es die Schnauze vor und versuchte zu wittern, was dort unten vor sich ging. Noch ein Stück tiefer hüpfte das Hörnchen, bis ihm plötzlich ein Goldstück vor die Pfoten fiel. Es hatte den Brunnenrand erreicht. Schnell huschten die schwarzen Äuglein zu dem Barden hinüber. Er war immer noch dabei, den Erfolg zu genießen und das Gold einzusammeln. Dem Brunnen hatte er den Rücken gekehrt. Ohne lange zu zögern sprang das Hörnchen vor und schnappte sich die Goldmünze. Freudig schnatternd drehte es eine Runde um den Brunnen, wich flink dem kläffenden Hundeviech aus und hüpfte dann mit seiner Beute davon. |
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04.04.2004, 19:33 | #280 | ||||||||
Eorl Beiträge: 794 |
Eorl klappte den Mund auf, um dem Lord eine angemessene Antwort zu geben. Dann klappte er ihn wieder zu. Hier stand er nun, plagte sich seit Wochen mit einem schlechten Gewissen, weil er sich beim Angriff auf die Stadt hauptsächlich um das Leben einer Söldnerin gekümmert hatte, anstatt der Garde und der Bürger zu bedenken. Nachdem er Wochen auf dem hof zugebracht hatte, ikognito sozusagen, und keine seiner Erkenntnisse mit den Lords geteilt hatte, nachdem er ein Mitglied der Garde aus dem Fenster des Hotels geworfen hatte, weil er dessen Verhalten einer Gesetzlosen gegenüber als unehrenhaft empfunden hatte. Er hätte eine Woche gebraucht, um dem lord angemessen zu antworten. Also salutierte er stumm, ein militärischer Gruß ohne Emotion, und verließ das Rathaus, lief die Straßen hinunter zum Tor, einem treffen der Mitglieder des Rings entgegen. |
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04.04.2004, 20:03 | #281 | ||||||||
Sir Iwein Beiträge: 3.214 |
Lautstarker Applaus war zu hören, als der Barde sich lächelnd vom Brunnenrand erhob. Nachdem alle Versammelten, darunter auch Iwein, ihre Geldbeutel noch einmal kräftig erleichtert hatten, machte er sich schließlich auf den Weg zum Tor. Iwein sah ihm nach, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war. Und so schnell, wie der Barde gekommen war, war er wieder verschwunden. Seltsame Leute, dieses fahrende Volk, deren Überleben allein von ihrer Dichtkunst und der Laune der Zuhörer abhing. Musste ein ungewöhnliches Leben sein. Seine Lieder hatten Iwein ein wenig zum Nachdenken bewegt. Besonders jenes eine, das von der Liebe erzählte... was zählte ein Leben schon, wenn man nicht lieben konnte? Irgendwann musste doch jeder Ritter des Kämpfens müde sein. War man da nicht froh, wenn man nach Hause kam und wusste, da war jemand, der einen erwartete? Jemand, der das Kaminfeuer unterhalten und Essen angerichtet hatte? Ja, das war Iwein bisher vielleicht als Einziges noch nicht vergönnt gewesen. Nun, da es hier nichts mehr zu sehen gab, zerstreuten sich die Bürger und Paladine wieder. Iwein hatte am Brunnen noch Long angetroffen, und unterhielt sich ein paar Takte mit ihm über alte Zeiten und über Aufgaben eines Hauptmannes, ehe er fröhlich pfeifend die Straße hinabschlenderte, zur Unterstadt. Bevor er sich zur Ruhe begab, wollte er noch einmal in der Bognerei vorbeischauen, ob Bosper Hilfe brauchte. |
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04.04.2004, 20:33 | #282 | ||||||||
Taurodir Beiträge: 3.553 |
Ein Lied über die Liebe. Liebe... Ob er je wieder lieben könnte? Ob man ihn je wieder lieben könnte? Wieso sollte man ihn lieben? Er liebte sich nicht mal selbst. Und all jene Personen, die er als Freunde oder gar mehr geliebt hatte, durften dafür mit dem Leben zahlen. Sie waren nun alle tot, nur er nicht. Es war wie ein Fluch. Umso größer wurde die Angst nun, dass jenes wieder geschehen könnte. Lyvîane... Er dürfte sie nicht lieben. Schon allein wegen ihrer Ziele. Und da wäre er nur ein Hindernis. Jedoch war dies nicht so einfach. Sie war ihm wichtig geworden. Nachdenklich verließ der Paladin die Menge, die laut applaudierte, und begab sich in Richtung des Tores. Wie sollte er nur handeln? Seine Finger umgriffen die Rune des Lichtzaubers. Das beste wäre wohl, sich irgendwo in der Stadt an einer ruhigen Stelle damit zu beschäftigen. Die Gestalt des Paladins schritt die Stufen der Treppen hinunter, auf der Suche nach einer ruhigen Stelle. In Wirklichkeit auf der Suche nach seinem Weg, den er irgendwann zu begehen haben würde. |
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05.04.2004, 10:34 | #283 | ||||||||
Thorus Beiträge: 1.508 |
Sein Schüler trainierte bis spät in die Nacht, doch ohne den gewünschten Erfolg. Er schwitze nur leicht, eigentlich sollte er schweißgebadet darum bitten das Training am nächsten Tag weiterführen zu dürfen. Endlich merkte Thorus warum es dem Fremden so leicht fiel. Sein Schwert war aus Holz, der Paladin wollte es erst nicht glauben, doch es war wahr. Nungut, der Fehler würde am heutigen Tag behoben. Als sein Schüler am nächsten Tag Thorus erblickte sah er etwas verdutzt drein. Thorus hatte nebst seinem eigenen Zweihänder einen anderen aus der Waffenkammer mitgebracht. Thorus: "Hier, trainiere heute damit. Den ganzen Tag! Ich werde dir wenn du Fortschritte machst, weitere Instruktionen geben. Aber nunweiter mit den Übungen von gestern." Thorus hielt den Zweihänder an der Klinge, mit dem Griff in Richung seines Schülers. Dieser nahm es und fing dieselben Übungen wieder an. |
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05.04.2004, 12:50 | #284 | ||||||||
Yenai Beiträge: 1.478 |
Yenai wedelte begeistert mit seinem Holzschwert in der Luft herum. Einfach immer hin und her, das ging ganz leicht. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln, bis er ein wahrer Meister des zweihändigen Kampfes war. Dann konnte er endlich ein richtiger Held sein und noch größere Drachen töten, noch verlorenere Städte entdecken und noch jungfräulichere Jungfrauen retten. Tolle Sache. Außerdem würde blutfeuer sicher von einem Riesenschwert-schwingenden Paladin noch viel begeisterter sein als bisher, falls das überhaupt möglich war. Die Leute im Oberen Viertel jedoch schienen wenig angetan von seinem Aussehen. Ob das an der Lehrlingskutte des Zirkels (die er natürlich nicht aus Geldmangel trug, sondern um imkocknito zu bleiben) zusammenhing? Natürlich, das niedere Volk erkannte gar nicht, um wen es sich hier handelte. Man musste dem Pöbel seine Unwissenheit verzeihen, schließlich war die Tarnung tatsächlich nahezu perfekt. Außerdem kamen hier so wenige Leute vorbei, dass er sowieso nur selten böse Blicke zugeworfen bekam. Langsam spürte er, wie das Schwingen an den Kräften zu zehren begann. Sollte der Unterricht etwa anstrengend werden? So hatte er sich das aber nicht gedacht... Dennoch übte er weiter, schließlich wollte er Thorus angemessen beeindrucken. Bei ihrer letzten Begegnung, bei Yenais Ernennung zum Gardisten, schien er noch nicht sehr viel von dem Helden gehalten zu haben. Das würde sich schon bald ändern! Verbissen schwang er das Schwert weiter, wobei er Mangel an Technik und Geschick durch Kraft wettzumachen versuchte. Helden hatten es nun mal nicht leicht... |
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06.04.2004, 23:22 | #285 | ||||||||
Longbow Beiträge: 4.035 |
Die Lieder des Barden schwirrten immer noch in Longs Kopf um. Besonders das Lied der Liebe ging ihm nicht wieder aus dem Kopf. Was hatte Iwein kurz nach diesem zu ihm gesagt? Ein Leben ohne Liebe hat keinen Sinn? Er hatte Recht, aber wer von den Soldaten des Königs liebte schon? Nur die wenigstens, so viel wusste Long. Er selbst liebte ja höchstens sein Schwert. Waren sie also alle sinnlos auf der Welt und hatten keine weitere Funktion als im Kampf gegen die Feinde zu fallen? Absurder Gedanke, wie Long fand, aber dennoch fehlte da in der Tat was in seinem Herzen. Doch war es nun ein Weib, die Sehnsucht nach Liebe oder die pure Lust, die ihm fehlte? Long konnte seine Gedanken momentan nicht erfassen, wollte es auch nicht. Es war bereits sehr spät und nur noch die wenigstens Menschen in der Oberstadt waren wach. Heute würde er sicher keine Antwort mehr auf die Frage finden, vielleicht aber ja doch noch in seinem Leben…irgendwann. |
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08.04.2004, 14:52 | #286 | ||||||||
Samantha Beiträge: 12.569 |
Regen prasselte hiernieder, als wolle Innos persönlich den Schmutz des Bösen aus dem Pflaster des Oberviertels waschen. Die Tropfen, dick wie Hagelkörner, zerplatzten auf dem harten Grund und bildeten alsbald eine Pfütze nach der anderen, die sich zusehens füllten und mit ihren Nachbarpfützen verschmolzen. Bald war das halbe Oberviertel ein Meer aus tückischen Wasserfallen, durch welche sich die stählernen Stiefel der Gruppe von Paladinen kämpften. Sie hatten ihre Rückkehr nicht gut gewählt und wurden auf den letzten Metern noch von dem plötzlichen Schauer heftigst überrascht. Einer nach dem anderen verschwand nun pudelnass ins trockene Innere des grossen Paladinhauses. Samantha seufzte und drehte sich vom Fenster weg, an dem das Wasser herabfloß. Selbst das Hörnchen war bei diesem Wetter lieber drinnen im Trockenen geblieben. Gerade nagte es eingehend an einem hölzernen Kochlöffel und gab gurrende Laute von sich. Die junge Lady am Fenster ging ein paar Schritte und ließ sich dann in den weichen Sessel fallen. Der Kamin war erleuchtet vom Schein des Feuers. Es war wieder kühl geworden und zu solch einem Schauer gehörte einfach ein kuscheliges Kaminfeuer. Sie griff auf einen Beistelltisch neben dem Sessel und holte sich eines der dort gestapelten Bücher. Sie schlug die Seite auf, welche sie schon zuvor eingehend studiert hatte. >>Böses vernichten, der Weg zum Erfolg<<, verriet die grosse Überschrift. Hoffentlich fand sie auch bald auf diesen rechten Weg. Nicht lange war die Lady in ihre Lektüre versunken, da waren die Schauerwolken vorübergezogen und die Sonne zeigte sich unter einem strahlend blauen Himmel. Frisch gewaschen glitzerte das Oberviertel ihrem Licht entgegen. |
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08.04.2004, 15:53 | #287 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
Es war ein normaler Tag im Städtchen Khorinis, ein paar Wolken standen am Himmel und die Sonne schien ab und an. Eben noch hatte es wie aus Eimern gegossen und auch den Statthalter erwischt. Kano stand, in seine schwere Paladinrüstung gehüllt, auf dem großen Platz des oberen Viertels. Immer wieder blitzte das Metall auf, wenn Sonnenstrahlen drauf trafen und darin oder in den feinen Wassertropfen reflektiert wurden. Die Arme hatte der Krieger vor der Brust verschränkt, während sein Blick aufmerksam umher wanderte. Vaylen ließ sich mal wieder viel Zeit. Da schickte er den Paladin nur mal los, um ein paar Besorgungen zu erledigen und schon war er für eine Ewigkeit weg. Wer weiß, was ihn da wieder aufgehalten hatte. Aber immerhin hatte der Statthalter am Vorabend eine interessante Entdeckung gemacht, die ihn - so hoffte er - endlich weiter bringen würde, was das Geheimnis um sein Schwert anging. Und wenngleich die alten Bücher nur wenig darüber berichteten, so fand die Klinge doch immer wieder Erwähnung in Erzählungen über Schlachten und teilweise ungeklärte Vorkommnisse in den Grenzgebieten. Blieb nur die Frage, wie es dann bis nach Khorinis kommen konnte. Andererseits zählte mittlerweile auch diese Gegend als Grenzgebiet, lag sie ja direkt am Schlund zur Unterwelt. Er würde es schon noch Lüften, das Geheimnis, das hatte er sich fest vorgenommen. Das Buch, welches ihm Joni Odin von Hassenstein über Lord Vincent zukommen ließ, berichtete von zwei Schwertern. Geschaffen um das Gute und die Wesen der Oberwelt zu vernichten, wurden die beiden Schwerter von Tartaros an einen mächtigen Dämon überreicht, der sie von da an durch die Reihen seiner Feinde führte. Dessen wachsende Macht im Reich Beliars schuf allerdings viele Neider und Feinde. So kam es, dass sich zwei hochrangige Dämonen zusammen schlossen, den Diener Beliars niederstreckten und die Schwerter an sich nahmen. Fortan streiften diese die Grenzen zwischen Orks und Menschen entlang, schürten Hass und säten Tod. Dabei folgte stets das zweite Schwert dem Ersten, wohin auch immer dieses ging, das Zweite war durch einen Zauber eng mit ihm verbunden und veranlasste seinen Träger in der Nähe des Ersten zu bleiben. Eines Tages jedoch wurde dieses Band geschwächt, als es einem Sterblichen gelang, den Träger des ersten Schwertes zu töten. Dieser wusste nichts von der zweiten Klinge, ebenso wenig wusste er davon, dass es samt seinem Träger so nahe war, dass er beinahe mit ihm zusammen getroffen wäre. Das erste Schwert wurde darauf hin von seinem neuen Herren und nunmehr unmittelbaren Vorbesitzer ins Reich der Sterblichen geführt. Da blieb es, diente seinem Träger gleichermaßen wie es ihm schadete. Jener Dämon, welcher das zweite Schwert bis zu diesem Tage und darüber hinaus führte, spürte wie eh und je den Drang seiner Klinge, verstand es aber dennoch ihn im Zaum zu halten. Das Band blieb dennoch bestehen und würde bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Das war es, was das Buch berichtete. Und es sagte voraus, dass die Klingen eines Tages unweigerlich zueinander finden und wieder vereint würden. Seit Kano das gelesen hatte, war ihm längst nicht mehr so wohl zumute. Ein zweites Schwert, das stets zu wissen schien, wo er war? Und sein Träger ein hochrangiger Dämon? Keine guten Aussichten, die sich dem Paladin da offenbarten. Dennoch widerstrebte es ihm, das Schwert abzugeben. Vielleicht sollte er sich selbst auf die Suche nach dem zweiten Träger machen, ihn stellen und die Klingen vereinen, nur so könnte er sicher sein, nicht von diesem gejagt zu werden. Der Krieger blickte sich etwas skeptisch um. War der Dämon vielleicht schon näher als er dachte? War es vielleicht nicht mal ein Dämon, wie er sie bereits niedergestreckt hatte? Er versuchte den Gedanken wieder abzuschütteln, Paranoia konnte er nicht gebrauchen. Es würde eben alles kommen, wie es kommen musste, das war der Lauf der Dinge. Und er hatte sich nicht bis zum Paladin hinauf gekämpft, wenn er sich von jeder Bedrohung abschrecken ließ. Schließlich hatte er schon ganz anderes bewältigt... |
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08.04.2004, 19:07 | #288 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
Es dämmerte und Kano war noch immer auf dem Brunnenplatz. Inzwischen war Vaylen gekommen und der Statthalter hatte sich auf den Brunnenrand gesetzt. Er hate eine ganze Weile nachgedacht, was er tun konnte aber so richtig war ihm nichts eingefallen. Einzig die Gefangene bot eine Möglichkeit. Vielleicht sollte er nochmal mit ihr sprechen. Und wenn er es ihr ordentlich nahe legte, könnte sie sicher nicht ablehnen, immerhin würde ja auch sie wieder frei kommen. Sollte man zumindest annehmen. Entschlossen erhob sich der Paladin und schritt dann los. Im Grunde war die Idee gar nicht so schlecht, wenn die Gefangene mitspielte, dann war sie sogar gut. Kurz darauf verließ Kano das obere Viertel und steuerte die Kaserne auf direktem Wege an... |
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08.04.2004, 21:37 | #289 | ||||||||
Carthos Beiträge: 5.043 |
Noch immer pfiff der Wind durch die Ritzen und Spalten des Richterhauses. Einige der Schäden waren noch nicht ausgebessert worden und machten sich in den kühlen Nächten deutlich bemerkbar. Der Tischler hatte den Auftrag bekommen, die Tür auszubessern und daher befand sich anstelle der schweren Eichentür eine notdürftig zusammengezimmerte Bretterwand. Carthos saß hinter dem großen Planungstisch und stellte eine Liste zusammen, mit den Materialien die sie für die Reparatur des Schiffes benötigen würden. Auch die Conquista hatte bei der Verteidigung der Stadt gelitten. Der Mast war gebrochen und das Segel war ohnehin schon vorher in Flammen aufgegangen. Nun galt es, den Kahn wieder seetüchtig zu machen. Die Handwerker der Stadt konnten die anstehenden Aufträge kaum noch termingerecht ausführen, was alle Arbeiten verzgern würde. Ausserdem war der Lord auf den neuen Stabsoffizier gespannt, welchen Lord Hagen vor kurzem ernannt hatte. Bisher hatte sich noch niemand bei ihm vorgestellt, was die Neulinge normalerweise immer taten. Verstärkung bei der Heeresverwaltung konnte man immer brauchen, da einem die Arbeit bei den pausenlosen Kämpfen leicht über den Kopf wachsen konnte. Mit einer gekringelten Unterschrift beendete Carthos seine Liste und lehnte sich dann gemütlich in seinen Sessel zurück und blickte ins lodernde Kaminfeuer. Mit einer Flasche Wein ließ er den Abend ausklingen. Der nächste Tag würde sehr arbeitsreich werden. |
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09.04.2004, 11:18 | #290 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
Bis spät in die Nacht hatten Aylen und Kano in der Taverne gesessen. Die junge Dienerin Beliars hatte sich richtig satt gegessen und bei Innos, sie musste einen gewaltigen Magen haben. Aber sie schien dem Paladin wirklich helfen zu wollen. Ein Umstand, der den Statthalter hoffen ließ, vielleicht konnte er auf diese Weise mehr in Erfahrung bringen. Vielleicht sogar genauere Informationen über die Schwerter, ihren Schmied und die einstigen Träger. Doch andererseits konnte sie ihn genauso verraten, ihr Wort brechen, die ganze Abmachung brechen. Doch dazu war es nun erstmal zu spät, noch in den frühen Morgenstunden hatten sich die Beiden getrennt. Dementsprechend spät war er auch heim gekommen und hatte wenig Schlaf abbekommen. Allerdings konnte er das etwas ausgleichen, indem er länger schlief. Miraweth hatte er an diesem Tag noch nicht gesehen, als er sein Zimmer verlassen hatte, stand die zu dem Ihren bereits offen. Unten war sie ebenfalls nicht anzutreffen gewesen. Aber vermutlich war sie in der Stadt, einkaufen. Bei diesem Gedanken fielen dem Krieger wieder die unzähligen Blicke ein, die er in Begleitung Aylens geerntet hatte. Wenn da mal nicht eines dieser tratschenden Weiber dabei gewesen war, dass nun Miraweth davon berichtete. Er sah sich um und erhob sich von seinem Eichenholzstuhl und legte die Feder beiseite. Der Tag war nicht für derartige Arbeit geschaffen, der Paladin zog es also vor, etwas frische Luft zu schnappen... |
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09.04.2004, 11:48 | #291 | ||||||||
Samantha Beiträge: 12.569 |
Ha, wenn das mal keine leichte Übung gewesen war. Samantha sprang fröhlich aus dem Bett und warf das Buch in die Ecke. Der Einband, bezeichnend mit dem Titel >>Innos für Fortgeschrittene und Weggelaufene<<, blieb nach oben gerichtet liegen und wurde nun verwundert von dem Hörnchen beäugt. Samantha schwebte unterdessen zum Waschbottich, kippte sich kaltes Wasser über und fühlte sich schon viel frischer. Die halbe Nacht hatte sie gelesen, doch sie fühlte sich kein bisschen müde. Sie wollte heute die Prüfung machen, koste es was es wolle. Nicht umsonst hatte sie die letzten Tage zuhause verbracht und dieses Buch durchgelesen. Als sie sich die Rüstung fertig übergezogen hatte, verließ Samantha das Haus in Begleitung ihres felligen kleinen Freundes. Das Hörnchen sprang ausgelassen über das Pflaster, während die Lady auf Kanos Haus zusteuerte. Fast hatte sie es schon erreicht, als sich die Tür öffnete und Kano herausspaziert kam. Als er die Lady erblickte blieb er stehen und Samantha schloss zu ihm auf. "Guten Morgen, Meister", begrüsste sie ihn mit einem neckischen Unterton und blinzelte in die Sonne. "Ich bin bereit für die zweite Prüfung. Gehen wir gleich?" |
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09.04.2004, 12:12 | #292 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
"Eine zweite Prüfung?", etwas überrascht über Samanthas Begeisterung musterte er die Lady und nickte dann. Wenn sie sich bereit hielt, dann sollte sie ihre Chance bekommen. "Also gut, dann hoffen wir, dass du diesmal mehr Glück hast. Denke daran, nicht immer ist der direkteste Weg der Beste. Und vergiss nicht, was du beim letzten Mal dazugelernt hast." Er zwinkerte ihr zu und machte noch einmal kurz kehrt um die nötige Ausrüstung zusammen zu suchen. Auch hinterließ er seiner Mitbewohnerin noch eine kurze Nachricht. Fertig ausgestattet trat er schließlich wieder zu seiner Schülerin hinaus und schaute sie an. "Nun denn, gehen wir." Samantha nickte und die Beiden schritten langsam in Richtung des Tores zur Unterstadt. Es war ein mäßiger Tag, es konnte jeden Moment in Regen oder strahlenden Sonnenschein umschwenken. Ideal für eine Prüfung unter erschwerten Bedingungen. Nun brauchte es nur noch einen geeigneten Ort für die Prüfung. Aber der Paladin hatte da schon so eine Idee. Wenig später verließen sie die Stadt durch das Osttor... |
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09.04.2004, 18:31 | #293 | ||||||||
Longbow Beiträge: 4.035 |
Long war wieder in der Stadt und holte Zhao in der Herberge ab. „Für Innos! Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Die Leiche im oberen Viertel wartet nicht ewig und sicher wollen die Paladine die schnell loswerden. Machen wir uns gleich auf den Weg, mit mir kommst du auch dorthin.“ Zhao folgte Long zum Tor zur Oberstadt. Wie aber nicht anders zu erwarten, hielt der Ritter sie pflichtgemäß auf. „Warte! Novizen haben keinen Zugang, das weißt du doch, Longbow.“ „Natürlich weiß ich das, Ritter. Es geht um eine Leiche im oberen Viertel. Wir beide führen Ermittlungen an, wer sie umgebracht hat. Wäre also ganz nett, wenn du uns durchlassen würdest. Zhao kommt unter meine Fittiche, der Statthalter wird Dir für eventuelles Missversagen keinen Ärger geben können.“ „Gut, wenn du das verantworten willst, bitte.“ Long passierte mit Zhao das Tor und lief direkt zum Rathaus. Ingmar schien sie schon kommen gesehen haben, denn er empfing sie gleich eilig. „Gut, dass ihr endlich da seid. Hab bereit gehört, dass ihr den Auftrag habt, die Leiche zu untersuchen. Kein schöner Job für Euch. Wird Zeit, dass dieser Schrecken endlich aus dem Haus verschwindet, abscheuliches Verbrechen.“ „Abscheulich sagst du? Ist die Leiche ebenso verstümmelt?“ „Ja, und wie. Wieso sagst du ebenso?“ „Na prima, der zweite Tote. Es gibt noch einen unten im Hafenviertel. Irgendwas Unnatürliches ist hier am Gange. Wir werden uns den Toten mal ansehen.“ „Gut, Treppe hoch, erstes Zimmer links.“ „Danke.“ Die Leiche mussten sie gar nicht erst suchen, der Gestank führte sie schon zu ihr. Es war ein kleiner Raum, jedoch gemütlich mit Kamin und Kerzen eingerichtet. Im Raum standen zwei Milizsoldaten der Stadtwache und Cornelius, der Stadtverwalter ohne Macht. Die beiden Soldaten unterhielten sich leise, Cornelius wirkte durchgehend verstört. Er schaute auf einen Sessel, der zu einem Fenster gerichtet war, sodass die Rückenlehne zur Tür zeigte, in der Zhao und Long noch standen. Der Paladin graute sich schon vor dem, was er gleich sehen musste. Die Leiche saß also auf dem Sessel, wurde mit Sicherheit auch auf diesem ermordet. Langsam näherten sich Zhao und Long diesem. Als sie soweit um ihn herum waren, dass sie sein Gesicht sehen konnten, schreckten beide angewidert zurück. Es war an sich kein Gesicht mehr, keine Augen, keine Ohren, die Lippen herausgerissen. Das Hemd und die Hose des Toten waren zerrissen, der ganze Körper mit Blut überschmiert. „Bei Innos…“ |
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09.04.2004, 19:42 | #294 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
Mittlerweile war Kano nicht weniger erschöpft als die Lady. Als die Beiden die Stadt erreichten und schließlich in das obere Viertel traten, war der Paladin sichtlich ermüdet. Samantha hatte es sich nicht nehmen lassen, sich zu einem großen Teil stützen, fast schon tragen, zu lassen. Die Lady verstand es, sich andere zunutze zu machen, das musste er ihr zugestehen. Endlich an Ihrem Haus angekommen, ließ er sie in ihren Sessel sinken und setzte sich auf einen Stuhl daneben. "So...da wären wir.", meinte Kano und sah zu seiner Kameradin. "Willkommen im Orden der Paladine, Krieger, denen Innos einen Teil seiner Kraft und Macht zukommen ließ um das Böse zu bekämpfen. Du bist nun eine mächtige Kriegerin, ein Mitglied in diesem heiligen Bund. Ich hoffe du machst ihm alle Ehre, aber bisher hast du mich mit Stolz erfüllt und ich bin zuversichtlich, dass du deiner Aufgabe gerecht wirst." Ihr einstiger Mentor lächelte und klopfte ihr lobend auf die Schulter. Dann erhob er sich wieder und schaute zu ihr hinunter. "Ich hoffe wir werden in Zukunft noch einige Kämpfe zusammen bestreiten, es wäre mir eine Ehre. Solltest du weiteres Interesse an der Magie haben so weißt du ja, wo du mich finden kannst. Außerdem gibt es da noch etwas, was du erlernen könntest. Die Gabe der Selbstheilung. Nur die Mächtigsten unter den Paladinen sind im Stande, diesen Zauber zu wirken. Dir, so denke ich, steht dieser Weg offen. Lass es mich wissen, wenn du mehr darüber erfahren willst." Wieder lächelte er und nickte dann. "Gute Nacht, Lady Samantha, ich wünsche euch einen erholsamen Schlaf, ihr könnt ihn gebrauchen." Mit diesen Worten wand er sich um und verließ ihr Haus um schließlich sein Eigenes zu betreten... |
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12.04.2004, 09:39 | #295 | ||||||||
_Jamal Beiträge: 2.142 |
Vorsichtig ergriff ein Miliz den Deckenrand, hob ihn leicht in die Höhe und zog ihn von dem darunter liegenden Toten weg. Als dieser zum Vorschein kam, wandte Zhao angewidert sein Gesicht zur Seite und schluckte erst einmal. Ebenso wie die andere Leiche, war diese bestialisch verunstaltet worden, beinahe so, als wäre man nicht darauf aus gewesen sie ihre weiteren Lebens zu entziehen, sondern sie einfach nur zu schänden, zu peinigen, ihr die Menschlichkeit auszusaugen als dürste man einzig und allein nach Blut, als wolle man ihre Seele dazu treiben, den eigenen Körper zu verlassen; so verkrüppelt lag sie dar. Nachdem Zhao die Magensäure ausgespuckt hatte, die ihm hochgekommen war, sah er Longbow an und auch jenem war die Furcht ins Gesicht geschrieben. "Könnt ihr uns verraten, wo die Leiche aufgefunden worden ist?", fragte der Novize den Milizsoldaten der daneben gestanden war. "In einem der Adelshäuser, wo er eigentlich nichts zu suchen hätte. Der Besitzer war an diesem Abend nicht zu Hause gewesen und auch hätte er gemeint, niemanden an diesem Tage erwartet zu haben." "Dürften wir das Haus vielleicht inspizieren? Wohlmöglich lassen sich Spuren oder ähnliches finden." "Da müsst ihr mit dem Hausherren sprechen. Er steht dort hinten", dabei zeigte der Soldat auf eine ältee Person die sich gerade mit jemandem unterhielt. "Gut, ich danke euch für eure Hilfe. Ihr könnt ihn wieder zudecken", und als er soeben diesen Satz gesprochen hatte, blickte er nochmals zu Sengert herab, wobei ihm etwas auffiel. Dem Alten hing eine Kette um den Hals herab, die gerade noch unter dem trockenen blut erkennbar war. Zögernd kniete Zhao sich nieder und streckte langsam seine Hand aus. Mit zwei Fingern umfing er den Anhänger, hob ihn zwischen den Fleischfetzen hervor und trennte die Kette mit dem Dolch des Milizen. Nachdem er sie am Brnnen gewaschen hatte, begutachtete er den schlichten Anhänger - eine kleine, runde, schwarz-weiße Sonne umfangen von tänzelnden Flammen. Zuerst hatte er vor gehabt, ihn sich um den Hals zu wickeln, doch die Kette war etwas zu kurz und so wickelte er sie zwei Male um sein rechtes Armgelenk und nahm sich vor, sie auf diese Weise zu tragen und sie nur zu verlieren, indem man ihm den Arm abtrenne. Gleich darauf gingen Longbow und er zum Besitzer des Adelshauses und baten jenen darum, sich im Inneren umzusehen, doch die Reaktion war ein klein wenig anders als erwartet. "Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ihr nur weil ihr zu eurem Gott betet und ihn vergöttert, das Privileg habt euch selbst überall hinein zu lassen? Ihr wllt doch nur die Gelegenheit nützen um mich zu berauben. Los, verschwindet von hier!", spuckte er den beiden ins Gesicht. Zhao war ein ruhiger Mensch, er versuchte oft, ja eigentlich immer, alles ruhig und gelassen anzugehen und jeglicher Art von Streit aus dem wege zu gehen, doch innerlich war er sich diesmal nicht so sicher, ob er diesem Spinner entweder seinen Fuß so tief in den Arsch schieben sollte, bis er zur Mundhöhle wieder herausblickte oder ... einfach umgekehrt - Mund rein, Arsch raus. Er schmunzelte bei dem Gedanken, ließ ein Lächeln aber weg. "Es gibt zwei Optionen diese Sache zu klären. Option A - ihr lasst uns unbeschadet und freiwillig in euer Haus; es wird nichts gestohlen und wir sind gleich wieder weg oder Option B - ich zwinge sie dazu...", meinte er mit einer Gelassenheit und erartigen Eisesklälte im Unterton, dass sich sein Blick beinahe ins Feuer der Hölle tauchte und es im Bruchteil einer Sekunde gefrieren lies. Der Aristokrat schien nicht sonderlich beeindruckt, sah den Novizen immer noch wütend an, doch Zhao blieb trotzdem stur und rühte sich nicht von der Stelle, weiterhin auf eine Antwort wartend. "Ist gut, ich lasse euch hinein. Aber seiet gewarnt. Sollte ich merken, dass etwas fehlt, werde ich euch beide zur Verantwortung ziehen." Die zwei recken schritten ohne zuzuhören am alten Kerl vorbei und betraten die Wohnung. |
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13.04.2004, 10:06 | #296 | ||||||||
Kano Beiträge: 2.622 |
"Guten Morgen!", sprach Miraweth in klarem fast schon kühlem Ton, als Kano die Stufen hinunter kam und sich zu ihr an den Tisch setzte. Es war wie jeden Morgen gedeckt und alles zum Essen fertig, doch der Paladin spürte genau, dass diesmal etwas anders war. "Guten Morgen.", erwiderte er und lächelte etwas. Dieses blieb allerdings unbeantwortet und so wand er sich den Speisen zu, welche die junge Frau aufgetischt hatte. "Sieht gut aus." "Achja? So gut, wie das Steak der Kleinen in der Taverne?", brach sie sofort hervor. Der Statthalter blickte auf und starrte Miraweth teils überrascht teils erschrocken an. "W-Was?" "Du weißt schon was ich meine. Sophia hat es mir erzählt." Sophia?! Schlagartig schossen die Erinnerungen an die aufgeweckte junge Frau hoch. Mist! "Ja...ich weiß was du meinst. Aber das war sicher nicht so, wie es jetzt scheint. Diese Frau ist...", er stockte und überlegte, er konnte schlecht ihr Geheimnis preisgeben. "...ist eine Verbündete, sie muss etwas für mich erledigen, was ich so nicht machen könnte." Miraweth schaute ein wenig abfällig: "So nennt man das jetzt also...Nun gut, du bist der Statthalter. Sicher wird das nicht die Einzige bleiben." Sie wand sich seitlich ab und stand auf. Langsam schritt sie zum Fenster und zupfte etwas an den Gardinen. Kano erhob sich ebenfalls und schritt zu ihr. Hinter ihr blieb er stehen und schaute an ihr vorbei hinaus. "Denkst du das wirklich von mir?" "Ich...nein...", sie wand sich um und schaute ihn aus ihren blauen Augen an. "Nein, ich war nur...ich weiß nicht was es war..." Sie legte die Arme um ihn und drückte sich an den Körper des Paladins, ebenso wie dieser Miraweth umarmte. "Was sollte ich mit auch nur einer einzigen anderen, wo du mir doch so nah bist..."... |
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13.04.2004, 23:19 | #297 | ||||||||
Thorus Beiträge: 1.508 |
Thorus und sein Lehrling trainierten viele Tage lang hinter dem Rathaus. Als sein Schüler schließlich mit dem Gewicht und der Handhabung des normalen Zweihänders vertraut war. zeigte er ihm einige Angriffstechniken. Thorus: "Schwinge dein Schwert von links nach rechts in Schulterhöhe so wie trainiert. Nach jeweils einem Schwung machst du einen Schritt nach vorne und stößt dein Schwert in Richtung deines Kontrahenten." Diese Übung konnte der Schüler bereits nach einem Tag, und so machten sie bereits am nächsten Tag ein weiteres Ausdauertraining. Dieses mal alle gelernten Übungen, den ganzen Tag lang, ohne Pause. Als Thorus' Lehrling auch das überstanden hatte kamen sie zur letzten Trainingseinheit. Thorus: "Nun hast du lange bei mir gelernt und einfache Schritte gelernt die du sicher noch perfektionieren wirst, doch nun zeig mal wie du sie in einem Trainingskampf anwendest." Thorus zog sein Schwert und blickte in die ungläubigen Augen des zu Unterweisenden. Thorus: "Ich werde sicher nicht mit vollem Einstaz kämpfen, dessen kannst du sicher sein. Nun aber los, zeig was du kannst." Als der Schüler sich wieder gefangen hatte, ging er in Angriffsstellung und die beiden fingen einen Kampf an der mehrere Stunden andauerte. Thorus hatte nicht versagt, sein Schützling hatte einiges gelernt und gut aufgepasst. Er konnte sich sicher gegen einige wilde Biester im Wald behaupten aber bestimmt nicht gegen alle. Thorus: "HALT! Das reicht, ich habe genug gesehen. Du hast dich stark verbessert. Aber du hast noch viel zu lernen. Du kannst jederzeit bei mir weiterlernen sofern du die Kraft und ich die Zeit dazu habe. " Thorus wartete noch auf eine Antwort bevor er sich umdrehte um sich anderen Dingen zu widmen. |
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16.04.2004, 09:20 | #298 | ||||||||
_Jamal Beiträge: 2.142 |
Als Longbow und Zhao in das Zimmer schritten, in welchem Sengert ermordet worden war, mussten sie sich beinahe übergeben. Der Novize wagte es kaum einen Fuß auf den blutverschmierten Boden zu setzen, so abstoßend war der Anblick des Raumes. Während sein Blick über die Einrichtung schweifte, war alles was er ersehen konnte die dunkelvermeil überschmierten Betten, Tische, Stühle und Wände. Wie eingefrorenes Feuer pickten die rostigroten Krusten an den Mauern. An manchen Stellen durch Hände verschmiert, an anderen in dicken Flecken hingeklatscht. Blutlachen hatten sich über dem hölzernen Bretterboden ausgebreitet. Es roch nicht, sondern stank förmlich nach dem einem Geruch, der kaum mit Fäkalien vergleichbar gewesen wäre – Longbow hielt sich die Hand über die Nase. Die zwei betraten dem abschreckenden Raum, stapften durch die dichten Lachen des Lebenssaftes; das leise Plätschern beim Auftreten erklang in ihren Ohren, als würde der Tot selbst nach ihnen rufen, es war schaudernd. Der Novize sah sich um, versuchte etwas zu finden, dass vielleicht seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, doch vergebens. Alles war dermaßen überdeckt mit der seelenverbrennenden Flüssigkeit, dass nichts sich finden ließ. Indes verließ Longbow den Novizen um dem Hof des Großbauern einen Besuch abzustatten. Nunja, auf ihn konnte man sich auch wirklich in keiner Situation verlassen. Dieser Kerl war ziemlich merkwürdig, ... und nicht nur das. Seufzend gab er es auf und wollte noch, bevor er das Haus verließ, dass Fenster öffnen. Langsam legte er seine Finger um den Griff und wollte ihn zur Seite wenden, um die Ankerung zu lösen, doch es funktionierte nicht. Verwirrt untersuchte er den Fensterrand und stellte fest, dass die Verankerung bereits eingefahren war. Nur leicht lehnte er seine Hand gegen das Glas, schon war das Fenster geöffnet. Kopfschüttelnd entfernte er sich und draußen fiel es ihm ein – blitzschnell überlegte er. “Wieso war das Fenster geschlossen, aber nicht abgesperrt?“, sprach er sich in Gedanken selbst zu „überleg’ Zhao, überleg…“ … „wer macht so etwas?“ Dann lies er sich den ganzen Mord noch einmal durch den Kopf gehen und kam zu dem Entschluss, dass es wohlmöglich der Mörder selbst gewesen sein konnte. Schließlich wäre es nicht einfach, sich aus dem mit Blut übersäten Zimmer, ohne aufzufallen zu entfernen. Das Fenster, war die einzige richtige Möglichkeit und höchstwahrscheinlich hat es der Wind nach der Flucht des Mistkerls, so stark zu geklappt, dass es niemandem aufgefallen ist. „Und wer aus einem Fenster im ersten Stock flüchtet, kann mit Sicherheit nicht davon kommen ohne etwas zurück zu lassen, es muss etwas geben!“, rief er aus sich heraus, als er plötzlich vor dem Hause stand und ihn alle Leute rings um verständnislos anblickten. Desinteressiert suchte er im Hintergarten nach der Hausseite, an der das Zimmer stand. Er untersuchte die Mauer, doch dort war nichts zu finden. Als einzige Aufmerksamkeit stand ein Baum, etwa zwölf, wenn nicht dreizehn, Fuß von der Wand entfernt. Nicht sonderlich interessant, doch trotzdem aber entschied sich der Novize dazu ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Er überlegte wieder und stellte sich vor, dass ein Mann vom Fenster aus, dass gute zwei bis drei Mann hoch lag, ins Geäst der Krone springen würde und so einer Mordstrafe entginge, doch das wäre sicherlich nicht möglich gewesen, denn einen solch weiten Sprung würde erstens, niemand schaffen und zweitens, niemand unverletzt überstehen. Wieder seufzte der Einzelgänger auf einen erhofften aber nicht gefundenen Hinweis. „Ach, wieso tust du das, wieso?“, sprach er vor sich hin und blickte zum Himmel hoch, als ob er Innos’ anreden würde, doch plötzlich klatschte ihm etwas ins Gesicht „Verdamm mich, zuerst diese stinkenden Morde und nun scheißt mir ein verfluchter Vogel auf die Stirn!!“, brüllte er um sich und fuhr mit den Fingern über die Stirn um den Kot von der Hautoberfläche zu wischen. Als er das Zeug über das Gras wischte, um es von der Hand herab zu bekommen, hielt er inne. Sein Blick wurde interessiert, zögernd aber doch, hob er das Stück zwischen den Grashalmen hervor und befühlte ihn … angeekelt … aber doch. Es fühlte sich glibberig an, weich, flüssig und fest zugleich. So etwas hatte der Novize bisher noch nicht gesehen, es war im vollkommen fremd, und nicht das er sich darüber freute das er es kannte, sondern er erfreute sich dessen, dass es bestimmt kein Vogelkot gewesen war. Gleich darauf kramte er in seiner Tasche nach einem Beutel, leerte den Inhalt aus und gab das Gummi stattdessen hinein. Als er mit einem der umherstehenden Ritter gesprochen hatte, erhielt er die Information, bei einem der Alchemisten in der Unterstadt näheres über unnatürliche Stoffe in Erfahrung bringen zu können. Er machte sich auf den Weg. |
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18.04.2004, 18:00 | #299 | ||||||||
Yenai Beiträge: 1.478 |
Yenai hüpfte, so würdevoll wie es ging, laut juchzend durch die Gassen des Oberviertels. Er hatte es geschafft! Endlich konnte er blutfeuer beeindrucken, indem er Drachen lässig und mühelos mit dem Zweihänder den Kopf abhackte, anstatt das lässig und mühelos mit dem Einhänder zu tun. Diese Sache machte den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Soldaten und einem wahren Helden aus: Der Soldat war hatte Mut, Ehre, Kampfkraft und ein Schwert. Der Held hingegen hatte dieselben Attribute und ein großes Schwert. Somit fiel die Unterscheidung nicht schwer. Noch dazu konnte der frischgebackene Zweihandgroßmeister nun mit Fug und Recht behaupten, den großen Thorus besiegt zu haben. Schließlich hatte der eindeutig aufgegeben, auch wenn er mit seiner Behauptung, er habe genug gesehen, davon ablenken wollte. Natürlich durchschaute Yenai diese Tücke. Allerdings sagte ihm eine innere Stimme, dass es unklug war, seinen Lehrmeister mit einer solchen Behauptung zu konfrontieren. Nicht, dass er sich vor einem echten Kampf gegen ihn fürchtete. Es war lediglich...Er wollte Thorus nicht verletzen oder gar töten. Gute Männer brauchte der König, es war unklug, sie in Duellen aufzureiben. Außerdem wusste der tapfere Recke, dass er ein wahres Kampftalent war. Er brauchte den Paladin also noch für einige weitere Übungsstunden. Dann konnte er endlich diesen lächerlichen metallenen Zweihänder in die Ecke werfen und mit dem Holzschwert Drachen jagen gehen. Er klopfte Thorus auf die Schulter. „Du, ich hab noch ganz viel Kraft. Wenn ich dir...äh...“, er kramte in der Tasche seiner Robe, „diese Trophäe in Form eines halben Fleischwanzenbeins gebe, zeigst du mir dann noch ein paar Tricks?“ |
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25.04.2004, 17:00 | #300 | ||||||||
Eorl Beiträge: 794 |
Eorl straffte sich unwillkürlich, als er dem Soldaten nachblickte, der wieder Richtung Unterstadt davoneilte. Er hatte die vergangene Woche damit zugebracht sein Waffenarsenal zu komplettieren, und das angebot der Schmiede um einige beeindruckende Stücke zu erweitern. Er hatte sogar das Lager aufgeräumt, und die vielen Kisten Metall, Erz und Leder, ebenso wie die Stoffballen sortiert und aufgeräumt. Er hatte alles getan, um nicht an Aeryn denken zu müssen. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste das er den Angriff auf den Hof angeführt hatte, der den Söldnern sicherlich in den Knochen gesessen hatte. Und nun berichtete ihm dieser Solat, das es einen Gefangenenaustausch geben sollte, und das Longbow es geschafft hatte, sich von den Söldnern erwischen zu lassen. Longbow, der aus irgendeinem Grund dem Kampf ferngeblieben war, als es darauf angekam. Longbow, der aus einem anderen Grund einen Groll gegen ihn hegte. Der Andere hatte wahrscheinlich nicht gezögert den Lees seine Namen zu nennen, und den bloßzustellen, der den Angriff angeführt hatte. Ein winziger Fehler, und der Kommandant würde morgen schon am Galgen baumeln, doer als Ausgestoßener durch die Wälder Khorinis wandern. Und er würde Aeryn für immer verlieren. Wahrscheinlich würde er das ohnehin. Der Paladin zog den Schwarzen Mantel um die ebenso Schwarze Rüstung zu, und schlug dann den Weg in die Unterstadt ein. Gepanzert mit schwarzem, mattem Metall. Gerüßtet mit Dolch, Wurfmessern, Streitkolben, Zweihänder und Drachenbogen. Die Axt des Söldners über der Schulter. Und doch von Zweifeln geplagt, und unsicher, was zu tun war. Zuerst galt es herauszufinden, aus welchem Holz der andere Kommadant war. Dann würde das Schicksal entscheiden, ob er am Ende des Tages eine Verabredung mit dem Galgen haben würde, oder ob es ihm, trotz allem, gelingen würde sich aus der Affäre zu ziehen. Wenn Innos will, dachte der Paladin, als er das Tor zur Unterstadt passerite. Wenn Innos will. |
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